"Inzwischen lasse ich laufen. Erinnerungen passieren. Konstruktion ist da Quatsch."
HoMies-Interview mit Eva von @eva_hampl
Wie sieht ein ganz normaler Tag bei euch aus?
Normal gibt’s irgendwie nicht. Ist mir aufgefallen. Normale Tage sind ja seit Februar 2020 dank Corona sowieso schwerlich zu bekommen. Wir haben aber auch seit 2014 eher „unnormale“ Tage, da mein ehemaliger Mann und ich uns die Kinderbetreuung (seitdem die Kleine 1 Jahr ist) an 2 Wohnorten aufteilen. Wir finden es wichtig, dass die Kinder sich frei bewegen können und sich an einem Ort zuhause fühlen, deswegen lassen wir beide so wenig wie möglich hin und her pendeln. Von uns „Großen“ verlangt das viel Flexibilität und Unterwegssein. Da eine faire Aufteilung spätestens mit Elternabend, Freundinnentreffen, Sport oder Theater nicht mehr funktioniert, sind wir auch an den Abenden möglichst variabel und unterstützen uns.
Normal war vor der Schulzeit der Kinder flexibleres Arbeiten, mehr Zeit, dicke soziale Kontakte sowie unterwegs sein. Als Freiberufler konnte ich in den Ferien meist mitreisen. Seit Schule und getrennter „Erzieharbeit“ ist der Alltag normal und Normalität der Alltag. Fieses Frühaufstehen, die Schule der Kinder und meine Arbeit und all die semi-erfreulichen business-us-usual Dinge wie Essen einkaufen, in den Topf bringen oder die Räume in Schuss halten, neue Winterjacken besorgen und Schultermine einhalten. Früher habe für Freilauf und -raum an den Nachmittagen gekämpft, dieses Jahr hat er sich ersetzt durch Sport- und Musikpläne der Kids. Ich taxiere also an den Nachmittagen per Rad die Kleinere hin und her. Ich arbeite situationsbedingt viel – aber wenn wir mal etwas Zeit haben, sind wir viel draußen und einfach unterwegs. Wir lieben es gesellig und mit vielen Freunden um uns herum. Menschen, die in unser Haus kommen und gehen. Das hat sich durch Corona und unsere Situation etwas verändert.
Was ist typisch für eure Familie?
Beim Essen lesen, zumindest beim Frühstück. Es fleddern Zeitungen und Bücher oder aber Sportgeräte wie Medizinbälle, alte Turnmatten und Kästen herum. Der eine will hangeln und unterwegs sein, der andere lesen, backen und es sich gemütlich machen. Meist rennt die ganze Straße an Nachbarkindern mit durch unser Haus oder den Garten. Typisch ist, dass wir unendlich quatschen und diskutieren und gerne gemeinsam planen. Meist will jeder etwas anderes, jeder ist autonom und hat so seine eigenen Vorstellungen. So der innere Ruf nach Stille, den kennen wir also alle gut.
Was bedeutet erinnern für dich? Und wie erinnert ihr euch als Familie?
Erinnern war für mich früher extrem wichtig. Ich habe irre Kindheitserinnerungen an mein freies und liebevolles Leben auf dem Land mit meinen Eltern. Die wollte ich gefühlsmäßig immer gerne an meine Kinder weitergeben. Aber auch die Erinnerungen meiner Großmutter, die mit sechs Kindern aus der jetzigen Tschechei ohne Mann floh, die Erinnerungen meiner Eltern. Das prägte wiederum meine Eltern, dann mich und unsere Erinnerungen. In der eigenen Familie vermischen sich schließlich die eigenen mit den Erinnerungen aus der Familie des Kinderpapas. Die ersten Jahre war ich als Mutter sehr bedacht darauf, nur wertvolle Erinnerungen für meine Kinder zu schaffen. Weihnachten oder „Hampl-Eigenschaften“ habe ich sehr bewusst und intensiv gelebt. Inzwischen lasse ich laufen. Erinnerungen passieren. Konstruktion ist da Quatsch. Was wir als schön empfinden, kann für Kinder ein späterer Ballast sein. Insofern versuchen wir echt und authentisch zu sein. Viel zu erleben und zu genießen.
Wieso hast du dich entschieden Bilder von mir machen zu lassen?
Ich habe noch nie Bilder von unser Familie anfertigen lassen. Inszenierung ist mir ein Graus. Das stand und fiel mit der journalistischen – Natalie würde sagen dokumentarischen – Herangehensweise. Wenn ich als Journalistin unterwegs bin, bin ich neugierig, hinterfrage und beobachte den/die Menschen sehr genau. Das tut Natalie in jedem ihrer Fotos. Ich kannte Natalie vorher nicht und kenne Natalie jetzt noch nicht gut. Ich kannte ihre Arbeiten und ihr Projekt FacesofMoms. Damit war klar, dass ich es versuchen möchte. Ich bin scheu, meine große Tochter auch, aber alle waren mit am Start. Jeder durfte mitentscheiden und ich habe alle über die Herangehensweise von Natalie informiert. „Dürfen wir anziehen, was wir wollen? Und machen, was wir wollen? So ganz normaler Alltag?“ – das war DAS entscheidende Kriterium, warum im Endeffekt alle ohne Überredung am Start waren – mehr oder weniger entspannt ;-).
Und würdest du das auch anderen Familien auch empfehlen?
Unbedingt. Ohne Einschränkung. Die Fotos dokumentieren nicht nur das eigene Familienleben, sie sind manchmal auch aufschlussreicher als man vermutet, amüsant oder einfach nur berührend. Wer ein Aufstellbild für seine Oma im alten Stil möchte – selbst das bekommt Natalie auf dem Sofa entspannt hin.
Welches ist dein Lieblingsbild aus dem Shooting und warum?
Mein Lieblingsbild aus dem Shooting sind all die Detailaufnahmen, die Große breit lachend beim Joghurtdeckel-Abschlecken, die Kleine beim Hangeln, wir alle im Lastenrad. Der Papa mit dem Sportlehrerblick, ich beim Nachdenken. Das sind wir. Da ist jeder auf den Punkt in einer Facette seiner Persönlichkeit getroffen.












Meldet euch bei mir, wenn auch ihr Lust auf eine Homestory habt! Euren Alltag in Bildern.
Ich freue mich von euch zu hören!
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