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Interview mit Malin über das Erinnern, ihre Fotografie und die Zeit

"Mal hatte die Fotografie mehr Bedeutung, mal weniger. Heute ist sie für mich wichtiger denn jeh."

Ich begleite Malin und ihre Familie schon eine ganze Weile. Zum ersten Mal haben wir uns ganz klassisch bei einem gebuchten Familienshooting getroffen und naja, was soll ich sagen, es war Liebe auf den ersten Blick. Wir fingen an uns immer wieder zu schreiben, auszutauschen über Fotografie aber auch zu unseren eigenen Erfahrungen über unsere Mutterschaft. Und ich habe schnell gemerkt, dass mich Malin als Mensch, ihre Familie, die Art und Weise wie sie leben und wer sie sind, sehr inspirieren. Ich spüre da eine wundervolle Verbindung. Als ich Malin zum zweiten Mal fotografieren durfte, wuchs da nicht nur ihr Bauch, sondern auch eine wundervolle Idee. Wie wäre es, wenn wir die Geburt dokumentieren würden. Und das Wochenbett und ein Monat danach und ein Jahr danach und überhaupt.  .. Wie wäre es, wenn wir Zeit zusammen festhalten könnten?

Wie sieht ein typischer Tag bei euch aus?

Eigentlich gibt es bei uns keinen typischen Tag. Noch haben wir keine Vorgaben von Außen, da der Große noch nicht in die Kita geht und mein Freund zu Hause ist. Jeder Tag sieht bei uns anders aus. Was aber tatsächlich immer gleich - momentan jedenfalls- ist: Er steht mit dem Großen auf und ich versorge unseren Jüngsten. 

Danach schauen wir einfach, was anfällt und wie wir es dann gestalten könnten und wie wir uns am besten aufteilen.

Was bedeutet erinnern für dich? Und wie erinnert ihr euch als Familie?

Erinnern bedeutet für mich Verarbeitung aber auch immer wieder kehrende Freude. Musik, Essen, Gerüche und Bilder sind alles Katalysatoren für mich. Ich kann mich an sehr frühe Geschehnisse meiner Kindheit erinnern (ab ca 2 Jahren). Das sind dann mehr Ausschnitte, die sich wie ein kleines Bilderbuch in meinem Kopf zusammenfinden.

Als Familie erinnern wir uns meistens in Gesprächen. Dann kommt eins zum anderen und manchmal stellen sich Situationen ganz anders da, weil eben zwei Erinnerungswelten aufeinandertreffen. Liebe ich sehr!


Wie kam es dazu, dass du dir vorstellen konnest, Die Geburt deine Kindes fotografieren zu lassen?

Die Idee dazu stammt ursprünglich von dir. *lach*  Wenn ich mich richtig erinnere hast du mich, im Zuge des Portfolioshoots, gefragt. Ich hatte mir vorher nie Gedanken über diese Möglichkeit gemacht konnte es mir aber sofort mit dir vorstellen. Betonung liegt bei »mit dir«. Eine fremde Fotografin hätte ich nicht dabei haben können. Du bist mir vertraut und ich liebe einfach deine Bildsprache. Ich würde lügen, würde ich behaupten ich hätte lange darüber nachgedacht. Nein. Mein Bauchgefühl hat sofort »Ja« geschrien und damit wars klar.

Was machen die Bilder mit dir?

Die Bilder ermöglichen mir eine Draufsicht. Ich erlebte meine Geburten ab einen bestimmten Zeitpunkt nur noch wie in einem

Delirium, geprägt durch das was ich dabei gefühlt habe. Die Bilder geben mir eine Art neue Erzählform. Sie sind quasi mein Hörbuch zur Geburt. Jetzt, mit klarem Verstand diese Bilder zu sehen ist ein riesiges Geschenk für mich.

Welches Bild ist dein Lieblingsbild und warum?

Ein Lieblingsbild habe ich bisher nicht. Es gibt allerdings Fotos, bei denen ich genau weiß, wie ich mich in diesem Moment gefühlt oder was ich gedacht habe. Diese lösen dann eine sehr spezifische Stimmung in mir aus und stechen ein bisschen mehr heraus.

Du fotografiert selbst? Warum ist es wichtig für dich? Und warum ist es wichtig dass du selbst mit drauf bist?

Ich habe schon immer irgendwie fotografiert. Mein Vater hat unsere gesamte Kindheit durch alles fotodokumentiert und so wurde es mir quasi in die Wiege gelegt. Mal hatte die Fotografie mehr Bedeutung, mal weniger. Heute ist sie für mich wichtiger denn jeh. Ich möchte viele Momente mit meinen Kindern "konservieren".

Neue Erinnerungen kreieren. Den Alltag spiegeln und deshalb ist es für mich auch so wichtig auf den Bildern präsent zu sein. Ich bin Teil unseres Alltags, anwesend, kümmernd. Als Mutter meiner Kinder, Freundin meines Partners aber auch als Malin. Und das darf und soll in mit den Bildern festgehalten werden. Ich möchte in 30 Jahren diese Bilder ansehen können ohne das Gefühl zu bekommen, mich ausgeklammert zu haben.

Und würdest du das auch anderen Familien auch empfehlen?

Jaaaa! Ja! Und ja! Wenn ihr es euch irgendwie leisten könnt, macht das unbedingt. Sucht eine Fotografin mit deren Bildsprache ihr euch identifizieren könnt und dann go for it. Diese Bilder sind ein so kostbarer Schatz!