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#mamawowarstdu Fotograf*innen Edition - Marlene Etzel

 

Selbstporträts in schwierigen Zeiten mit Marlene Etzel

 

Hi, ich bin Marli, Fotodesignerin und Mama aus Leipzig. 

 

Heute möchte ich euch im Rahmen der „Mama, wo warst du“ Fotografinnen Edition motivieren, auch in schwierigen Zeiten Selbstportraits von euch zu machen.

 

Hierbei geht es mir weniger um die technische Umsetzung als vielmehr darum euch die Befangenheit zu nehmen, die Kamera auch dann in die Hand zu nehmen, wenn eigentlich gerade alles Scheiße ist. Denn die Schönheit, die wir oft erst im Nachhinein in den schwierigen Momenten erkennen, ist so viel wert. Für uns selbst aber auch für unsere Kinder.

 

Was ich euch hier erzähle, läuft nicht parallel mit den Infos in den Slides. Denn diese könnt ihr jederzeit entspannt pausieren und so auch die technischen Daten und Making-Of Bilder, wie ein bestimmtes Foto entstanden ist, in Ruhe betrachten.

Auch ich als Fotografin hatte in den letzten Jahren oft überhaupt keine Lust in privaten Momenten, die Kamera in die Hand zu nehmen, denn es fühlte sich dann doch ein bisschen wie Arbeit an. Durch die Mama wo warst du Challenge habe ich wieder mehr Freude daran entwickelt, künstlerisch und konzeptuell auf meinen eigenen Alltag zu blicken. Und das schließt eben die schwierigen Momente mit ein.

Mein Anspruch ist dabei aber nie die Perfektion, sondern immer nur das Richten meines Blicks auf mich selbst. Die Reflexion meiner Gefühle und aktuellen Lebenssituation sowie die Verarbeitung von Schmerz und Überforderung.

 

Also geht raus oder bleibt drinnen und macht Fotos von euch. Ganz egal ob gerade alles geil oder einfach richtig Scheiße ist. 

 

I see you, mama.

2022 war hart, der zweite Umzug in zwei Jahren mit zwei Kindern. Ich bin von der 2. Elternzeit in die Betreuung von 2 Kids unter 4 gerutscht und dann in die Pflege verletzter und kranker Kinder. Ich hatte keine Zeit und keinen Kopf für meine Erwerbsarbeit und schon gar keine Zeit für mich.

 

Umso dankbarer bin ich Natalie für ihre ‚Mama, wo warst du?‘ Challenge. Ganz ehrlich, ich hätte die Zeit mit einem Kind im Rollstuhl niemals ohne den Stupser durch sie festgehalten. Ich dachte vorher, es ist doch viel zu stressig und schon gar nicht schön, also warum soll ich die Kamera überhaupt rausholen? Ich bin so froh das ich es getan habe für mich und für meine Kids.

 

Der Große war im letzten halben Jahr 3x im Krankenhaus. Das war traumatisch, für allem für ihn aber auch für uns als Eltern. Beim 3. Mal war ich mit ihm dort, und ich habe ohne groß darüber nachzudenken, die Kamera mit eingepackt. Ich hatte kein Stativ dabei und habe wie bei meinen Selbstporträts oft, hab Durst die Kamera einfach intuitiv dahingestellt, wo es möglich war ganz intuitiv und locker drauf los fotografiert.

Dabei arbeite ich mit dem Intervall Timer Shooting meiner zweiten Kamera (Fuji XT-3). Ich stelle aktuell zehn Auslösungen und einen Rhythmus von 3s ein. Bei der Startzeit hätte ich gerne so etwas wie 5-10 Sekunden, um entspannt ins Bild zu laufen, Aber meine Kamera gibt mir nur die Option sofort oder 1 Minute später. Also sprinte ich einfach rein. 

 

 

 

 

 

Motiv 1:

Hier seht ihr meine Einstellungen zu dem Bild: Belichtungszeit, 1/8000 bei einer Blende von 2 und ISO 640. Und wenn ihr euch ein bisschen mit Belichtung auskennt, merkt ihr, das macht nicht ganz Sinn. Anfangs war es bewölkt, und die hohe ISO ist noch von der vorherigen Lichtstimmung übrig geblieben. Und schnell das schöne Licht einzufangen, habe ich also einfach fix die Belichtungszeit maximal runter geschraubt.

Mein Anspruch an Selbstportraits ist nie Perfektion, sondern immer mich selbst zu sehen. Vor allem in schwierigen Situationen. Ich verarbeite so viel Schmerz und Überforderung und freue mich im Nachhinein über die Schönheit, die ich ohne die Bilder einfach übersehen hätte.

 

 

 

"I see you, Mama."

 

Motiv 2:

Hier stehe ich am Fenster und binde den vorhandenen Vorhang spontan mit ein. Die Kamera balanciert auf den Bücher- und Spielestapel und ich habe einige Anläufe gebraucht, um mich zentriert im Bild zu platzieren. Einstellungen sind nun angepasst: Belichtungszeit 1/2000 bei einer Blende von 2,2 und ISO 160. Auch hier hat sich das Licht geändert von sonnig zu bewölkt.

 

 

 

Motiv 3:

Hier seht ihr mich noch mal schnell Posen. Ich mag es mit Natürlichkeit und Inszenierung zu spielen. Mit den verschiedenen Rollen und Emotionen. Das Bild, was mir hier aber am besten gefällt, ist das, was ganz natürlich entstanden ist, als mein Kind mich ruft und ich zu ihm hinüberblicke.

 

 

 

 

Ich hoffe, ich konnte euch die Befangenheit nehmen überhaupt und vor allem euch selbst schwierigen Situation zu fotografieren. Schaut euch dieses Video gerne immer wieder an und pausiert, um alle Texte entspannt lesen zu können. Und dann geht raus oder bleib drinnen und macht Fotos von euch egal, ob gerade alles geil oder so richtig scheiße ist.