What about Care?

WHAT ABOUT CARE?

WHAT ABOUT YOU

 

Ein besonderer Appell zum Muttertag

 

 

Jeder Mensch sieht Muttertag anders. Bei mir wechselt das.

Es ist eine on- off Beziehung mit diesem Tag. Denn ich mag die Idee, die Idee mag ich nicht. 

 

Ich möchte den Tag nutzen, um über Solidarität nachzudenken. Um solidarisch zu sein. Mit all den Menschen, die Care leisten. Die unsichtbare, unbezahlte Care-Arbeit leisten, Tag für Tag, Nacht für Nacht. Mit all denen, die hadern und die, die es lieben.

 

Für all die Mütter* und Sorgepersonen, die ihre Kinder verloren haben, für all die Menschen, die ihre Mütter* verloren haben, für all die Menschen, die sich die Carefrage stellen und keine Antworten haben, für all die, die sich solidarisch mit Care-Givern geben. 

 

Care ist die Basis unserer Gesellschaft und ich möchte, dass wir alle anfangen, das so zusehen. Ich möchte Care heute feiern und wertschätzen. Denn es ist das Unabdingbarste.

  

Lasst uns darüber sprechen, dass die Frage nach der Zukunft von Care immer auch mit der Aufdeckung von struktureller Ungleichheit und Intersektionalität zu tun hat, mit der Kritik an unserer aktuellen Gesellschaftsform des Kapitalismus, die durch bestimmte Normative auf Carepersonen wirkt.

 

Was machen diese Normative mit Menschen und wie geht unsere Gesellschaft damit um? Wer sind diese Menschen, die (mehr oder weniger) von struktureller Ungleichheit betroffen sind? Welche Stellung hat Care in unserer Gesellschaft? Welche neuen Vorstellungen von Care könnte es geben und wie können diese auch gesellschaftliche Akzeptanz erfahren?

 

Solidarity and lots of love, to all the storytellers,

carers, visionaries, fighters, believers and hearts!

 

 

Die Frage nach der Zukunft der Care-Arbeit ist immer die Frage nach einem guten Leben für Alle!! Care ist keine Privatsache und Care-Arbeit ist und bleibt politisch.

Denn mit der Frage um Care gehen auch Strukturen einher, die unsere Leben betreffen.  

 

Gesellschaftliche Strukturen formen unser Sein und unseren Blick auf uns und unsere Um-Welt. Gesellschaftliche Strukturen, Rollen und Normen sind auf der einen Seite überlebensnotwenig für das Zusammenhalten von Gesellschaften, um Erwartungen, Rechte und Pflichten zu regeln. Strukturen geben uns Halt. Gleichzeitig bestimmen und formen sie Leben und Lebensrealitäten und fügen sie in eine Art Hierarchie. Es geht immer auch um Machtverhältnisse. Das Bewusstsein für und das Aufbrechen dieser Machtverhältnisse darf in der Auseinandersetzung mit Care nicht fehlen.

 

"Um optimale Rahmenbedingungen schaffen zu können, braucht es meiner Meinung nach eine grundlegende Änderung des Status quo. Wir müssen anerkennen, dass Frauen und insbesondere Mütter innerhalb unserer Gesellschaft strukturell diskriminiert und benachteiligt werden. Durch die Anerkennung dieser Problematik ist es dann möglich, Ansätze zu erarbeiten, die einer strukturellen Benachteiligung vorbeugen. Ein finanzieller Ausgleich für Care-Arbeit ist nur ein Beispiel dafür." (Zitat Mino, aus "Bis eine* weint!")

 

"Was würde dir helfen? Solidarität."

 

Was können wir denn jetzt tun? Die strukturellen und politischen Rahmenbedingungen werden wir als Einzelne nicht durchbrechen. Vor allem, weil es viele Menschen gibt, die diese Strukturen gar nicht kennen, in ihnen gut leben und auch bewusst reproduzieren. Auch jeder von uns.

 

Die Vision einer gerechteren Welt fängt wohl damit an sich dessen Ungerechtigkeit bewusst zu werden. Der erfahrenen Ungerechtigkeiten als auch der eigenen Privilegien und Stellung in dieser Gesellschaft .  

 

Ich möchte weg von einem „Wir und die Anderen“, hinzu einer solidarischen Community, die sich gegenseitig supportet und empowered, auch wenn die Leben, die wir leben, nicht dieselben sind. Menschen begegnen, die betroffen sind, ohne betroffen zu sein. Viel zu oft gelingt das nicht. Denn Solidarität unterliegt ebenso Machtverhältnissen. Mit wem bin ich solidarisch und mit wem nicht. Es gibt keinen machtfreien Raum. Dennoch kann ich nicht umhin mir Solidarität zu wünschen. Denn was kann Solidarität noch bedeuten?

 

Sie ist für mich ein Ort des gemeinsamen Kampfes. Ein Ort der Verbundenheit, ein Gefühl des Zusammenhalts. "Ein Wir. Aber auch hier beginnen die Zweifel, denn wer darf Teil dieses Wirs sein. Wer ist "Wir"? Wer bestimmt, wer in das "Wir" darf?

 

 

"Solidarität muss den Anspruch erheben, ein Wir zu benennen und gleichzeitig das "Nicht-Wir" zu betonen. Denn der Solidarität ist dieser Widerspruch immanent." (Zitat Melinka Karrer)

  


"Es sind die Erzählungen, welche die Zeit überdauern.

Sie wehren sich gegen die kapitalistische, reine Informationsweitergabe, die nur für und in diesem Augenblick lebt. Erzählungen schaffen es, dass eine Art Assimilierungsprozess stattfindet, indem wir uns die Erzählung zu eigen machen und von ihr (und von Erfahrungen anderer Menschen) lernen. Sie sind demnach stets persönlich und exemplarisch zugleich. Sie erzeugen eine Verschränkung von persönlichen und kollektiven Erfahrungen und generieren ein Wir. Ein zerbrechliches, vulnerables Wir.

Aber ein Wir." 

Zitat von Melinka Karrer in Anlehnung an Walter Benjamins "Der Erzähler" aus der Eröffnungsrede zur Ausstellung "Solidarität" 

 

Und genau das ist es doch, was wir uns gegenseitig geben können, dass wir uns sehen und uns zuhören und uns die Erzählungen anderer zu eigen machen. Wir müssen mehr in den Diskurs gehen, mit Menschen reden und ihnen zuhören anstatt über sie. 

 

So könnte Solidarität sein.

 

Ich möchte solidarisch sein. Mit mir und mit dir. Und deshalb möchte ich eure Geschichten hören. Denn an euren Geschichten haftet ihr selbst und in dem ich sie sehe und höre, werde ich Teil davon. 

 

Ich denke das ein der Anfang.

  

 

"Your story matters. Because it matter you. 

Because it matter me."

 

Eine Ausstellung des Feministischen Streikkomitees Aux und Facesofmoms*, mit dokumentarischen analogen schwarz/weiss Fotografien von Natalie Stanczak.

 

Die Ausstellung ist noch bis zum 10. Juni 2023 kostenlos im Café des Grandhotel Cosmopolis zu sehen. Das Grandhotel im Springergässchen 5 hat dienstags bis samstags von 10 bis 22 Uhr geöffnet.